Blockchain, die

CR269 Geld, Kunst und die Lösung all unserer Probleme ()

Seit bereits 13 Jahren nimmt die Popularität eines technischen Konzepts stetig zu, das damals die Weichen für Bitcoin stellte: die Blockchain. Doch Kryptowährungen sind nicht mehr das einzige Anwendungsgebiet. Mittlerweile wechseln mithilfe von NFTs auch die Eigentümer*innen von virtuellen Gegenständen oder Kunstwerken. Während die einen Blockchains als Innovationstreiber huldigen, sehen andere darin nur ein ressourcenfressendes Spekualitionsobjekt.

In dieser Sendung mit dem Titel [ˈblɔkˌt͡ʃɛɪ̯nˌ/daɪ/] bespricht Marcus Richter mit seinen Gästen Peter Leppelt, Max Haarich und Andreas Bogk was eine Blockchain eigentlich ist und ob sich mit ihr gesellschaftliche Probleme lösen lassen.

Mitwirkende

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Marcus Richter
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Peter Leppelt
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Max Haarich
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Andreas Bogk

Referenzen

18 Gedanken zu „Blockchain, die

  1. Hallo Markus,

    wie immer eine interessante Sendung, die einem einen Einblick jenseits des Hype oder der Verteufelung bietet. Es wäre aber schön gewesen noch jemanden dabei zu haben der an einem Krypto Projekt arbeitet um seine Beweggründe zu erfahren warum er Zeit und Ressourcen dafür bereitstellt (Gnosis -GNO) ist ja z.B. in Berlin ansässig. Es ist auch schon auffällig dass sich speziell in den USA viele sehr Kompetente Menschen mit dem Thema beschäftigen. Mir fällt da Silvio Micali von Algorand ein, der als Turing Award Gewinner und MIT Professor sicher auch andere Aufgaben im Leben finden könnte wenn das alles Sinnfrei sei. Auch die Aussage, dass die Politik sich eben nicht damit auskennt und den Begriff Blockchain nur benutzt um auf der Höhe der Zeit zu erscheinen halte ich für eine verkürzte Darstellung. Wiederum in den USA, aber jemand wie Gary Gensler der neuernannte Vorsitzende der einflussreichen Securities and Exchange Commission hat in den letzten Jahren am MIT einen Kurs mit dem Namen “Blockchain and Money” gelehrt. Wer will kann Ihn sich ja bei Mitopencourseware anschauen..

    Viele Grüße

    Hartmut

  2. Bei NFTs werden in der Regel nicht die Nutzungsrechte am digitalen Kunstwerk verkauft, sonder echt nur das Token. Echt nur den Eintrag. Copyright bleibt beim Künstler und das JPEG sieht ja eh jeder auf der Webseite auch ohne was zu zahlen.

    Es stimmt auch nicht, dass vor NFTs Künstler keinen Weg hatten digital Geld zu verdienen. Es gibt einerseits commissions, d.h. Auftragsarbeiten, andererseits gibt’s auch sowas wie patreon. D.h. man postet seine digitale Kunst auf patreon o.ä. gegen Geld. Klar kann man sagen, patreon nimmt einen zu großen Cut und es bräuchte da ein non-profit system. Da müssen sich halt Künstler zusammenschließen und was machen. Bzw eine Gewerkschaft der patreon Künstler gründen.

    Es macht für mich auch keinen Sinn künstlich die Limitaktionen des physischen ins digitale zu übertragen, wo man einfach beliebig viele perfekte Kopien machen kann. D.h. statt das ein Kunstwerk nur einer kaufen kann, kann man eben Zugang zu einer Gallerie anbieten (=patreon), oder assets im unity Marketplace verkaufen o.ä. Da kann ein Asset ja auch nicht nur von einer Person gekauft werden. Warum denn auch?

  3. Ich schließe mich der Meinung meines Vorkommentators an, eine Perspektive von „Innen“ wäre auch interessant. Grilled doch mal ganz konkret jemanden von GNO oder IOTA (zum Beispiel Hans Moog, der von sich selbst sagt, er versucht, die Welt zu verbessern: https://twitter.com/hus_qy) zum Thema sinnvolle Verwendungszwecke. Die Kompetenz das zu tun und dafür zu sorgen, dass das keine Werbeveranstaltung wird, habt ihr oder könnt Ihr ja einladen.

    Viele Grüße,
    Tilman

  4. Mir ist in letzter Zeit aufgefallen wie viele bekanntere Entwickler sich von dem gesamten Blockchain Space distanzieren. Meist mit Tweets oder ähnlich unspektakulärem.
    Ein gutes Beispiel ist dieser Tweet, der kleine Wellen geschlagen hat: https://twitter.com/Pinboard/status/1399058952336277505

    Die Polarisierung bei dem Thema ist fortgeschritten und zeigt mir, dass es nicht um die Technologie oder die Demokratisierung von Märkten geht, sondern nur ums große Geld. Eine Masse an Kleinstinvestoren ist im Goldrausch und wird um ihre Investments erleichtert.

    Ich habe persönlich meinen Schnitt gemacht und bleibe mit kleinen Beträgen investiert. Aber wirklich an den Erfolg glaube ich nicht mehr. 10 Jahre und noch kein einziger sinnvoller Use-Case. Zu viele, vor allem sehr junge Glücksritter mit unrealistischen Erwartungen von 100.000% Gewinn oder mehr. Ein Markt der Kleinstinvestoren langfristig ausnehmen wird. Das fühlt sich nicht richtig an.

  5. Ich denke ein grundlegendes Problem wurde vergessen, und dass ist dass solche Systeme nicht wirklich dezentral sind. Das Problem liegt darin, dass bei jedem „Proof of X“, bei dem man sich durch durch den „Proof“ mehr X besorgen kann, zwangsläufig Leute mit mehr X mehr X besorgen können.

    Sprich wenn man jetzt nachweisen muss, dass man, zum Beispiel, Schaum besitzt, und damit dann über Transaktionsgebühren oder sonst was Geld bekommt, kann man sich von dem Geld mehr Schaum besorgen. Effektiv bekommt dann der, der einmal mehr Schaum hatte, immer mehr Schaum. Das ist ein prinzipbedingtes Problem.

    Das gleiche sehen wir jetzt in der Realität. Wenn man mit Geld Mininghardware kaufen kann, und damit Geld kaufen kann, so wird sich der Besitz dieser Mininghardware immer weiter zentralisieren. Das führt dazu, dass in Gebieten mit niedrigem Stromverbrauch große Miningfarmen existieren welche zentral die Transaktionen abwickeln. Da ist nichts mehr dezentral, bzw das ist alles ähnlich dezentral wie die Zentralbanken. Mehr Großminer als die vielleicht 150 Zentralbanken auf der Welt, dürfte es nicht mehr geben.

    Effektiv hat sich dieses zentrale Versprechen der Blockchain als Illusion herausgestellt.

  6. Interessante Sendung, leider ist die Meinung der Pro-Blockchain Aktivisten etwas kurz gekommen. So wurde nicht die Frage erörtert, wenn Blockchain nur nach finanziellem Gewinn trachtet (Spekulation), wieso dann Behörden auch drauf setzen wollen (BAMF, Corona App usw.). Argumente die da ins Feld gebracht werden, sind ja, dass dezentrale Lösungen vertrauenswürdiger und manipulationssicherer sind als zentrale Datenbanken. Hätte mich interessiert, was die Diskutanten dazu gesagt hätten.

    • In der Sendung sollten sich explizit kritische Stimmen mit dem Thema auseinandersetzen. Über die Sinnhaftigkeit von Blockchains in behördlichem Kontext wurde gesprochen. Mir erschließt sich nicht, weshalb es als Qualitätsmerkmal gelten sollte, wenn Behörden möglicherweise vorhaben, eine bestimmte Technologie einzusetzen.

      Blockchains stellen nicht die einzige und je nach Anwendungsgebiet auch nicht die beste Möglichkeit dar, Daten dezentral zu verwalten. Die Notwendigkeit einer dezentralen Datenbank ist ebenfalls nicht immer gegeben.

  7. Danke für die guten Erklärungen, insbesondere der Hinweis, dass ja auch bei Währungen inkl. Bitcoin der Wert nur durch den Glauben an den Wert entsteht hat mir weitergeholfen.
    Trotzdem habe ich noch drei Punkte zu NFTs, die ich nicht verstanden habe:
    1. Offenbar kann man NFTs auf mehreren Plattformen minten und handeln. Was hindert mich nun daran, den ersten Tweet von Jack Dorsey (bzw. dessen Checksumme) auf einer anderen Plattform als neuen NFT zu minten und zu verkaufen? Oder was hindert ihn daran, dies zu tun? Das wäre wie bei Boxweltmeisterschaften, wo es ja auch mehrere Verbände gibt, die diesen Titel vergeben.
    2. Es ist ja ein interessantes Feature, dass die Plattform dem Beeple bei jedem Weiterverkauf seines Werkes einen Anteil auszahlt. Aber kann ich als Besitzer der zugehörigen Wallet (eine Datei, ein USB-Stick) diese nicht auch offline an jemanden weitergeben (verkaufen, verlieren, Beschlagnahme, Raub, …), der dann darüber verfügen kann, ohne
    dass Anteile des Kaufpreises an Beeple fließen?
    3. Damit wären wir beim dritten Punkt: Wird nicht in den Erklärungen und Diskussionen oft „Eigentum“ mit „Besitz“ verwechselt? Es wird erklärt, eine Blockchain weise das Eigentum an einer Bitcoin oder einem NFT nach. Das ist aber ganz offensichtlich falsch, wie letztens der Fall der „beschlagnahmnten“ Bitcoins gezeigt wurde. Diese Bitcoins
    befanden sich zwar vielleicht im „Eigentum“ einer Behörde, aber nicht wirklich in deren Besitz. Jemand anderes war im Besitz der Möglichkeiten, diese Bitcoins zu transferieren. Genauso nützt mir ein Grundbucheintrag nichts, wenn jemand anderes die Haustürschlüssel
    in seinem Besitz hat. Da ist die Wallet (bzw. der Blockchaineintrag) nicht der Grundbucheintrag, sondern der Schlüssel.

    • Ich glaube, du hast es schon verstanden, es ist genau so dumm, wie du denkst.

      1. Richtig. Niemand kann dich hindern. Weshalb auch auf OpenSea ganz viel Kunst automatisiert aus dem Netz geklaut wurde und viele Künstler ihre online Profile runtergenommen haben um das zu verhindern.

      2. Wenn es wirklich nur auf der Blockchain als Smartcontract liegt, kannst du einfach deinen privaten Schlüssel weiter geben, ja. Aber den kann man ja kopieren, das heißt du kannst die deinen NFT jederzeit zurücknehmen.

      3. Besitz und Eigentum werden im der Alltagssprache synonym verwand. Die Bitcoins existieren auch nicht als Dateien. Es existiert nur ein Eintrag öffentlicher Schlüssel A hat an Tag X die Menge Y Cons erhalten / wurde Token Y überschrieben etc.
      Das worüber man verfügen kann ist also der private Schlüssel, mit dem man sich als A Ausweisen kann und die Tokens/Coins die A zugewiesen sind anderen Konten/öffentlichen Schlüsseln zuweisen kann.

      Die Frage ist, also kann man Eigentum an einem Passwort haben? Ich würde sagen, dass Eigentum nur im Kontext einer gesellschaftlichen Ordnung existiert.

  8. Danke dafür, ein guter Überblick und gut moderiert/nachgefragt. Als Laien und auch zur Nachvollziehbarkeit fände ich weiterführende Links und Quellen gut.

    Oder: Der Podcast braucht Shownotes!

    Z.B.:

    – 49:14: Leute in Venezuela schichten ihr Geld zu Bitcoin um: [1]
    – 45:26: Gesamtenergieverbrauch von Bitcoin entspricht dem eines mittelgroßen Landes: [2]
    – 45:37: ~“Leute bauen eine Blockchain, die Rechenleistung durch Festplattenplatz ersetzt“. Welche Leute, wie heißt’s? Irgendwas hiervon → [3]?
    – 47:20 „Für eine Überweisung Bitcoin kannst du ein Auto dreimal volltanken“: Recht schwammige Aussage, aber wohl korrekt. Laut [4] sind’s am 7.6.2021 rund 136$ = 111€ ([5]) pro Transaktion. Ein normales Auto fasst 50 L ([6]), 1L kostete rund 1,5€ [7] macht 1.5 * 50 * 3 = 225€ für drei Tankfüllungen = zwei Tankfüllungen pro Bitcoin-Transaktion. Nahe dran bei den Preisschwankungen.

    U.s.w. Weiterführende Links, zumindest zum Wichtigsten, währen klasse für faule oder interessierte aber zeitkarge Nutzer.

    1: https://www.reuters.com/technology/venezuelas-economy-regresses-crypto-fills-gaps-2021-06-22/
    2: https://www.statista.com/statistics/881522/bitcoin-energy-consumption-relative-to-select-countries/
    3: https://en.wikipedia.org/wiki/Proof_of_space#Uses
    4: https://ycharts.com/indicators/bitcoin_average_cost_per_transaction
    5: https://www.xe.com/currencytables/?from=USD&date=2021-06-07#table-section
    6: https://de.wikipedia.org/wiki/VW_Golf_VII
    7: https://www.adac.de/verkehr/tanken-kraftstoff-antrieb/deutschland/kraftstoffpreisentwicklung/

  9. Herr Haarich ist gefährlich uninformiert. Bitte nicht nochmals einladen.
    „DAOs wouldn’t start wars…just sayin“ schreibt er auf Twitter. Ein DAO ist nichts weiter als ein Voting Tool auf der Blockchain.

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