Kulturtechnik Technikkultur

CR163 Eine Diskussion über die Errungenschaften und Selbstverständlichkeiten einer technikbezogenen Gesellschaft ()

Die 163. Ausgabe von Chaosradio ist auch eine Jubiläumssendung: vor 15 Jahren im November 1995 ging die erste Ausgabe bei Fritz auf Sendung. Wir wollen dazu ein wenig zurückblicken aber vor allem die Frage aufwerfen, welche Bedeutung die Technikkultur für die Gesellschaft gehabt hat. Viele Fragen stehen im Raum: Was haben wir durch das Netz gewonnen, was haben wir verloren? Was bringt uns Technik wirklich? Was will man nicht missen? Was ist überflüssig? Welcher Fortschritt zeichnet sich ab? Welche Trends gehen in die falsche Richtung? Wir würden uns freuen, wenn ihr aktiv an der Diskussion teilnehmt und mit uns einen Blick in die letzten fünfzehn Jahre von Chaosradio werft.

14 Gedanken zu „Kulturtechnik Technikkultur

  1. Da ich die Sendung leider nicht live hören konnte, aber trotzdem sehr ausschlaggebend von euch beeinflusst wurde/werde, schreibe ich jetzt hier nen kleinen Kommentar:
    Ich höre seit etwa 2 Jahren Chaosradio und Chaosradio Express. Anfangs vor allem, weil ich die Themen sehr interessant fand. Mittlerweile ist es aber auch noch etwas anderes was mich an euren Podcasts faszienert und zwar, dass ihr technisches Wissen (und technisch angehauchtes Kulturgut) an Leute weitervermittelt, was ja auch eines eurer Ziele zu sein scheint.
    Mich hat das insofern verändert als das ich mittlerweile auch sehr gerne Menschen meine Faszination für Technik näher zu bringen versuche und Leuten die sich nicht mit diesen Themen beschäftigen zu zeigen wie interessant sie sein können. Jüngstes Produkt von dieser Veränderung ist mein Blog der sich an Leute richtet die sich nicht mit Technik befassen sich aber trotzdem dafür interessieren. Ihr seit für mich also eine große Inspiration gewesen, zu versuchen anderen Technik näher zu bringen.
    Jonas

  2. Ich höre das Chaosradio von Anfang an und ich glaube, so pathetisch es auch klingen mag, das es mein Leben mitgeprägt hat. Ich habe mich von Anfang an sehr stark mit dieser freien und kritischen Grundhaltung identifizieren können und daraus sowas wie ein indirektes Feedback gezogen. Als ich das in den 90ern, als Teen, gehört habe, habe ich noch nicht viel verstanden, es war mehr eine Art Hörspiel. Mit der Elektromucke im Hintergrund und der „Anarcho“-Grundhaltung wirkte das damals wie Piratenradio.

    Dieser Spirit ist heute in der Fritz-Sendung leider komplett weg, weil die Moderatoren alles sehr stark strukturieren und bescheuerte Popmusik spielen. Ich höre das nur noch sehr selten (finde aber trotzdem wichtig das es das noch gibt).

    Chaosradio Express ist natürlich toll und ich bin wirklich dankbar für diesen Spin-Off, aber es ist ein bisschen eintönig geworden, imho. Nichts gegen die Themen und Gäste, aber das Format ist eben immer das gleiche und so ein bisschen „Schulfunk“. Ich mochte die ersten CRE-Sendungen, mit Musik und mehr Chaos sehr. Das hatte auch noch etwas von einem neuen Aufbruch, wie die ersten Jahre Chaosradio bei Fritz.

    Inzwischen finde ich wieder freiere Formate interessanter. Das Küchenradio z.B., oder auch dein NSFW mit Holgi.

    Auf jeden Fall: dank an alle die das Chaosradio damals möglich gemacht haben und es bis heute fortführen, in welcher Form und in welchem Medium auch immer!

  3. Schöne Sendung.

    Mich hat es ebenfalls geprägt, hab mit 13 angefangen und hat meine Computerbegeisterung perfekt aufgegriffen.

    Diese Jubiläumssendung wirkt aber leider irgendwie steril – der Grund, wieso ich vom Chaosradio seit 2007 abging. Um eine Stunde zu kurz, Holger Klein moderiert nicht…
    Die Mitschnitte von 2005-2007 insd größte Klasse, da gibt es so eine Atmosphäre, so überladen, durcheinander. Welch Chaos.
    Dahingehend wirkte das Jubiläum fast traurig, so ruhig, so geordnet. Eventuell wär es gut gewesen, Holger und Max V.M. dazuzuholen und irgendwie groß feiernd die Jahre resummiert.

    Jedenfalls höre ich CRE, MobileMacs und NSFW und bin begeistert – das klassische Chaosradio ist durch Fritz für mich leider nicht mehr interessant.

  4. Sendung war schon ok, es ging aber auch um etwas,

    dazu

    Da auch das Thema „ohne Internet“ angesprochen wurde,
    habe ich mich dem mal angenommen,
    besonders der zweite Anrufer,
    „Teils Teils“ sagte der,
    ich denke er hat recht, obwohl das reine Telefonieren ja nicht unbedingt sicherer ist,
    aber im Zusammenhang mit einem reinen schriftlichen Vertragsabschluss,
    und aufgrund der Tatsache das wir im Web, bisher immer mit Sicherheitslücken gefordert sind,
    es sogar Verluste in den Milliardenhöhen erzeugt hat, sollte sich wirklich etwas besseres überlegt werden.
    Der schriftliche Vertragsabschluss, oder aber gleichgesetztess wie zum Beispiel das Bearbeiten der Anwesenheitslisten in Betrieben und vieles mehr sollte allemal im Offlinebetrieb des Internets behandelt werden.
    Bisher waren die Menschen noch nicht so klug, einen Computer für solche Zwecke zu entwickeln, der genauso
    uptadelos wie mein kleiner Fernseher funktioniert.
    So etwas soll wahrscheinlich auch schon von vornherein ausgeschlossen werden,
    denn die Sicherheitsbranche muss ja bestehen!
    Von vornherein ist es bisher ausgeschlossen, allerdings wie auch in vielen anderen Bereichen der Industrie,
    das Ersatzteile generell immer zu haben sind geschweige denn das relevante Universalitäten in der Beziehung
    geschaffen werden.
    Universelles gibt es allgemein nur in wenigen Bereichen und in den dann auch nur zeitlich begrenzt,
    so erhalten wir heutzutage zum Beispiel andere Lokusse wie vor 10 Jahren und obwohl die Klobrillen einen
    universellen Ruf haben, so passt eine Klobrille von vor 10 Jahren heute nicht mehr auf die neuen Toiletten,
    aber immerhin schon mal als universell ausgezeichnet.
    Besonders im hardwarespezifischen Bereich fehlt es besonders.
    Hier wird ganz im Gegenteil eher noch mehr ununiverselles geschaffen, bei dem Mensch den Eindruck gewinnen
    muss, das die Sicherheitslücken schon weit vorprogrammiert sind.
    Alles muss neu ausgerichtet werden, Programme die eigendlich erwiesener Maßen sicher auf meiner alten Hardware laufen müssen neu geschrieben werden, und gleichsam hagelt es wieder eine Reihe neuer Sicherheitslöcher, wobei die Browser, auch noch in der ersten Reihe mittanzen, —-

    würden wir sagen der geschäftliche Bereich darf nur noch per handschriftlicher Unterzeichnung ablaufen,
    und würden die Banken und Arztpraxen, so wie weitere wichtiger Institutionen in der Beziehung ausgeschlossen sein von den allgemein volksgebräuchlichen Browsern, wäre es glaube ich besser.
    Natürlich soll alles über das gleiche Internet ablaufen, aber nicht so.
    Eigendlich ist es auch gar nicht so schwer für die Händler, einen Vertragsabschluss nur per Nachname zuzulassen, viele gehen auch schon den Weg.
    Und so gut das sich die Händler ihre Flugreisen durch das Internet sparen könnten wird es ohnehin niemals sein.
    Für den Erhalt unseres kulturellen Wissens, sind viele Verschlüsselungsmechaniken auch gar nicht nötig, eher schädlich, denn wir wissen heute nicht ob die Hardware von morgen noch in der Lage ist die verschlüsselten Daten wieder zurückzuinterpretieren, und viele Methoden grenzen am blödsinnigsten Benchmark
    dem Mensch sich seiner Hardware, seiner Platte insbesondere antun kann, die brauchen sich nichts zu wundern
    wenn ihre Platte den Geist aufgibt, denn die Methoden sind erst wenige Monate im Gebrauch und bei weiten noch nicht als zuverlässig zu betrachten.
    Zumindest aber und das fällt ja wohl immer wieder auf, nicht so zuverlässig wie das gute Papier.
    Alles schön und gut 3D und wir können alles drehen, aber dreideansichten wurden auch schon früher zu
    Papier gebracht, und sollten bei wichtigen Plänen auch immer noch zusätzlich auf Papier gehalten werden.
    Bei der Hardware verlassen wir uns zunehmend auf irgendwelche Wenigen, die uns noch das Nötige
    an Mitteln liefern können um die Daten auch wieder zu interpretieren.
    Ein nötiges Treffen für einen Vertragsabschluss, ist telefonisch, und das kann schon ganz schön sicher gestaltet werden, schnell beschlossene Sache, und selbst wenn da jemand mithört, so würde die Geschäfts-
    beziehung, und das freundschafliche Verhältnis der beiden Parteien die für den Vertragsabschluss nötig sind
    doch darunter leiden, wenn sich hier plötzlich eine dritte Partei, nämlich die die mitgehört hat vorschieben würde vor dem schlussendlichen Vertragsabschluss der natürlich nur live in der Gegenwart beider
    Partein stattfindet.
    So eine kleine Art von Kompromissvorschlag, um auch die kleinen Ungereimtheiten ausmerzeln zu können.
    Na ja aber jetzt haben wir ja erstmal, DDR3, und tolle Boarde mit tollen Prozessoren, aber um die Standarts in der Beziehung, wird sich augenscheinlich nach wie vor nicht gekümmert,
    funktionieren scheint ja auch alles prima, wenn auch hier und da und überall TCPA-Chips auf der Hardware verbaut werden, aber wir haben ja Vertrauen.
    Nicht das die uns jetzt erzählen wollen ohne TCPA-Chips würde es nicht funktionieren, aber wenn die Teile denn so gut sind, wieso bleiben die damit nicht in einem isolierten Bereich, eben spezielle mit den tollen
    Sicherheitschips ausgestattete Computer nur für den geschäftlichen Bereich, die bedürften dann wohl wirklich keiner Sicherheitsupdates mehr, und wer sich so etwas kauft, der kann sich denn ja auch gleich mal bei der speziell dafür eingerichteten Versicherung versichern lassen.
    Aber ansonsten lieber per Nachname und telefonisch, da brauchts kein TCPA, das von einer dritten Instanz ferngesteuert werden kann.
    Es gibt noch mehr zu bedauern an der Entwicklung, aber das ist eigendlich kleinkram, denn so schlau müssen die Filmemacher schon sein, das die ihre Filminhalte nicht nur digital festhalten, wenn denn auch noch die Nachkommen in 150 Jahren daraus lernen dürfen können sollen.
    Die Grafikkarten sind nämlich auch schon in dem Begriff von den immersicherheitsupdatewürdigen Unternehmen übervereinbart zu werden, so etwas nennt sich zwar „Hardwarebeschleunigung für Flashinhalte“ aber die Unternehmen die dahinterstehen bauen einfach zu viel Unsinn, ständig whärende Sicherheitsupdates werfen bei
    kleinen und weiten keinen guten Eindruck mehr ab!

  5. Ist schon erstaunlich, dass eine Thema wie Kulturtechniken rund um das Internet / den Computer soviel Kritik und Pessimismus an Technik hervorruft. Hat die Jubiläumssendung wirklich etwas runtergezogen.

  6. Hach, endlich mal wieder eine Sendung bei der ich mir die alte Sendedauer von 3 Stunden wieder sehnlichst zurück gewünscht habe.
    Ob es am Thema, am Jubiläum oder an der Teilnahme von Tim lag, kann ich gerade gar nicht sagen.

    Auch von mir noch einmal ein Dankeschön für die vielen tollen Sendungen, macht weiter so.

  7. Nochmal zum Thema Kulturtechniken, wenn man sich anschaut, wie sich der JMStV bereits auszuwirken beginnt, dürfte das Umgehen von Sperren bald zum Standardrepertoire insbesondere jugendlicher Nutzer gehören. In anderen Ländern hat man damit ja schon zwangsweise Erfahrungen sammeln müssen.

  8. Ich bin 57 Jahre alt, aber nicht zu verkalkt, einen blog zu schreiben. Ich kann auch mailen. Um das noch zu toppen: mein im Sommer verstorbener fast 92jähriger Vater konnte das auch – er konnte auch Handy!.
    Um es nochmal zu toppen: er war derjenige, der mich zur Nutzung eines Computers gebracht hat – er hatte damals einen Atari Portfolio, ich dann auch…
    nun habe ich seinen iMac 27“ geerbt.

    Anderes Thema auch zur Sendung: woher haben eigentlich derart viele Leute Zeit zum twittern, facebook und allem anderen? Sind sicher alles neue Kulturtechniken, keine Frage.

    Ich könnte das alles aus Zeitgründen allerdings nicht nutzen. Ich will weiter in Big Bands spielen, Paddeln etc. Ich will auch nicht andauernd on sein und mich nach der Arbeit noch unendlich zutexten lassen.

    Das heißt nicht – siehe oben, dass ich wegen meines Alters zu blöd dafür bin! Trotz neuer Kulturtechniken gibt es Grenzen, die jeder für sich abstecken muss, also eine Auswahl trifft.

  9. „Wie sagt man so schön,
    Teilen, ich finde das
    Wort furtbar. Sharen
    ist auch grauenhaft.“

    Stimmt.
    Ich finde ja (aus)tauchen gut.
    Das klingt auch nicht so egoistisch 😉

  10. Sehr schöne Sendung und alles Gute für die Kommenden Jahre. Tim, wenn du noch weiter Spenden für diese Flatrate-Bahnkarte haben magst sag Bescheid es hat sich dieses Jahr durchaus Positiv auf die Anzahl und die Themen vom Chaosradio ausgewirkt.

    Ich hoffe das ihr auch ein paar jüngere Menschen begeistern könnt euer Engagement fortzuführen. Das Interesse an Technik habt ihr (neben Linux) bei mir Ebenfalls gut geschürt. Leider habe ich das Gefühl das ein Gesellschaftliches Interesse an solch komplexen Dingen immer mehr zurückweicht und dadurch erst recht in den Hintergrund gerät. Technik zu benutzen ist schon selbstverständlich geworden aber Technik verstehen zu wollen oder zu Beherrschen um damit neues zu schaffen leider nicht. Daher würde ich auch nicht behaupten das sich die Technik in der Gesellschaft stärker gewandelt hat. Ein Buch zu lesen ist nicht das selbe wie etwas zu schreiben auch wenn es hier noch ganz Kausal auf technischer Ebene verknüpft ist. Beim Fernseher wird das Paradigma umgedreht da man es nur passiv genießen kann und erst sehr spät möglich wurde Fernsehen selber zu machen. Mit dem Internet ist das aber genauso. Es gibt zwar immer mehr Möglichkeiten sich zu beteiligen aber das hat nichts mit dem Technik-Stand der Gesellschaft zu tun. Ich befürchte sogar das dies dazu führt das die Technik(er) weiterhin eine Minderheit bleiben. Da mit fortschreitender Entwicklung die Dinge immer vielfältiger werden und der uns (heute) zugängliche Überblick für neue Generationen nicht mehr erhältlich sein wird (Der Informationsberg auf den sie kletter wird ein anderer sein).

    Was hat uns die Technik gebracht? Natürlich eine höhere Bewusstseinsebene. Hier finde ich es aber erschreckend wie sehr sich eine Welt mit Internet von einer Welt ohne Internet unterscheidet. Es ist fast schon eine Parallelwelt wie ihn nur die ersten Menschen, welche des Lesens mächtig waren es zu empfinden Wissen und ich wünsche mir das in Zukunft jeder Mensch ein Recht (ein Menschenrecht) auf diese Informationen haben wird. Aber es zeigt Lieder auch die Zeit das hier Mechanismen und Beschränkungen einsetzen werden um die Machtposition der Wissenden Gesellschaft zu Schützen. Was sich leider stark gegen das Weltbild richtet das eine Gesellschaft mit (vielen) klugen Köpfen in der Geteilt wird die Wohlhabendere und Lebenswertere ist. Der Krieg um Information hat schon dort begonnen wo versucht wird anderen Wissen vorzuenthalten.

  11. Super Sendung!!!
    Was mich wirklich berührt hat, wahren die letzten Worte von Tim!
    Denn genau das ist mir gestern Abend durch den Kopf gegangen. Irgendwie haben sich im laufe des Abends mal wieder meine Gedankengänge genau in die angesprochenen Richtung (Alles ist so schlimm und die Anderen haben nicht ansatzweise eine Ahnung wie die Welt so tickt) hin entwickelt. Das kann einen ordentlich fertig machen. Es entwickelt sich dann ein art Mitleid denn anderen gegenüber, was jetzt nicht arrogant sein soll.
    Denn manchmal beneide ich die „weniger Wissenden“ genau darum. Es macht das Leben irgendwie einfacher, wenn man eben das glaubt was man von den Mainstream Medien so vorgesetzt bekommt. Das es moralisch gesehen nicht die Lösung sein kann, dürft den meisten hier klar sein.
    Es benötigt eben schon eine enorm starke Seele um immer tiefer in denn Kaninchenbau abtauchen zu können und dabei nicht selber auf der Strecke zu bleiben.
    Denn Selig sind die geistig Armen

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